Im Herbst 2015 besuchte Nicolas Petit für drei Tage unsere Cleft-Kinder im indischen Malakkara. Er versuchte, in der Schule und im Wohnheim so viel Zeit wie möglich mit ihnen zu verbringen und so ihren gesamten Tagesablauf fotografisch zu dokumentieren. Was er dort erlebte, nennt er „eine relativ kurze, aber sehr intensive Zeit“. „Jedes dieser Kinder“, erzählt er, “ist eine Persönlichkeit, und ein Bild sagt da oft mehr als 1000 Worte. Damit die Persönlichkeit der Kinder, ihre Freude und Dankbarkeit, aber auch ihr Mut und ihre Stärke sichtbar werden, gehe ich beim Fotografieren sehr nahe an sie heran. Für sie ist es ein Wechselbad aus Scham und Freude, fotografiert zu werden. Viele verdecken noch spontan mit ihrer Hand den Mund, obwohl nur noch eine Narbe auf die Spalte hinweist. Die Scham, anders zu sein, hinterlässt tiefe Spuren. Aber ich glaube, wenn man ihnen offen begegnet, ist schnell eine Verbindung da, die die Sprachbarriere überwindet und auch auf Fotos sichtbar wird.“ Und auch der strenge Tagesablauf der Kinder und ihr Zusammenleben im Wohnheim haben den Schweizer beeindruckt. „In der Schule tragen alle Uniform, Jungen und Mädchen sitzen getrennt. Die Kinder sind gut integriert und lernen fleissig. Für sie ist es eine Riesenchance, eine gute Schulbildung zu bekommen. Jede Schulstufe hat eine Leiterin, die ich jeweils vor dem Fotografieren in den Klassen besuche. Ich fotografiere während des Unterrichts, damit die Fotos möglichst natürlich sind. Manchmal gebe ich Anweisungen und bitte zum Beispiel einen Schüler, etwas vorzulesen, damit ich nicht zu viel Zeit brauche und damit den Unterricht aufhalte. Aber meistens lassen sich die Kinder gar nicht stören. So vermitteln die Bilder möglichst nah den Alltag in der Schule in Indien.“ Was von seinem Besuch bleibt, sind weit mehr als die Fotos, da ist sich Nicolas Petit ganz sicher: „Die Erinnerungen an die Kinder begleiten mich durch den Alltag. Immerhin begleite ich die Cleft-Kinder-Hilfe Schweiz schon seit ihrer Gründung und bin sehr dankbar, dass ich als Grafiker und Fotograf dazu beitragen kann, ihr nach aussen hin ein Gesicht zu geben.“