Eigentlich ist Dr. Oumarou Mahaman vor einem Jahr nach Zinder gekommen, um Cleft-Patienten zu operieren. Schon als junger Arzt galt er als exzellenter Chirurg, und Kinder lagen ihm immer besonders am Herzen. Im Cleft-Zentrum in Zinder kann er all das verbinden. Der ideale Job für den engagierten Arzt. Aber wie gesagt: eigentlich. Denn immer öfter sind seine jungen Patienten unterernährt, wenn sie in die Klinik kommen. Bevor an eine Operation überhaupt zu denken ist, muss er sie erst einmal so weit stabilisieren, dass sie anästhesiert werden können. „In ihrem Zustand“, sagt Oumarou Mahaman, „wäre eine Narkose für die stark geschwächten und dehydrierten Körper akut lebensgefährlich. Dieses Risiko können wir als Ärzte nicht eingehen.“ Nach Berichten von Amnesty International litten bereits im letzten Jahr fast 82% der Bevölkerung unter extremer Armut, fast zwei Millionen waren von akutem Hunger betroffen. Insbesondere Frauen trifft es aufgrund ihres sozialen Status', wenn sich die Nahrungsknappheit verschärft, so wie es im Augenblick der Fall ist. Und so übernimmt Oumarou Mahaman immer öfter die Sorge für seine Patienten, die eigentlich mit ganz anderen Problemen zu ihm kommen sollten. Wenn ein Kind kurz vor dem Verhungern ist, spielt es keine Rolle, dass es mit Cleft zur Welt kam. Und es spielt auch keine Rolle, dass der Arzt einer der besten Chirurgen des Landes ist. Denn dann ist er eben nur Arzt, dem Leben verpflichtet, so wie es der Eid der Mediziner besagt. In unserem Cleft-Zentrum tun wir das Wichtigste zuerst, denn das ist unsere Verpflichtung.